thumbs ab!

der schlimmste aller finger


Ein Essay über die „Alles-super-hier“-Geste – warum sie meist Grütze ist und dem Branding schadet.

Es gibt Gesten, die sind so alltäglich, dass wir sie kaum noch bemerken.

Eine davon: der Daumen nach oben.

Diese kleine Bewegung, halb Zustimmung, halb Unsicherheit.

Ein Reflex, der alles bedeuten soll – und am Ende nichts sagt.

Nach dem Workshop: Daumen rauf.

Nach der Schulung: Daumen rauf.

Nach dem Strategiemeeting, in dem eigentlich keiner was verstanden hat: Daumen rauf.

Ein Finger wie ein Placebo – beruhigend, billig, austauschbar.

Der Daumen soll Zustimmung zeigen.

Aber er zeigt vor allem eins: Bequemlichkeit.

Er ist die Stock-Fotografie der Körpersprache,

das Emoji des echten Lebens,

der Platzhalter für echtes Gefühl.

Eine Geste ohne Inhalt – und gerade deshalb so beliebt.

Die Geste der Ahnungslosen

Der Daumen ist einfach.

Er kostet keine Überwindung, kein Risiko, kein Nachdenken.

Er ist das Zeichen derer, die irgendetwas Positives zeigen wollen,

aber nicht wissen, was genau.

Er hat etwas gutmütig Tölpelhaftes.

Im Privaten kann das charmant sein,

im beruflichen Kontext wirkt es schnell unbeholfen.

Wenn ganze Teams auf LinkedIn posieren,

Daumen oben, Blick starr, der Stolz gespielt –

dann sieht man keine Haltung, sondern Unsicherheit, die sich tarnt.

Natürlich gibt es Momente,

in denen der Daumen einfach das kleinste Gemeinsame ist –

ein schneller Kompromiss, um zu sagen:

Wir waren da, es war okay, irgendwie konstruktiv.

Und das ist völlig in Ordnung.

Nur sollte man wissen,

dass man damit keine Geschichte erzählt – sondern ein Protokoll.

Zustimmung statt Bedeutung

Der Daumen schafft Konsens, wo keiner ist.

Er erzeugt Einigkeit, wo Uneinigkeit fruchtbarer wäre.

Er ersetzt echtes Feedback durch eine Pose der Zufriedenheit.

Und genau so verhalten sich viele Marken.

Sie kommunizieren wie Teamfotos:

freundlich, sauber, gefällig – aber vollkommen austauschbar.

„Super Team“, „Innovativ“, „Authentisch“ –

Worte wie Daumen: überall, aber bedeutungslos.

Branding funktioniert genau andersherum.

Wirkung entsteht nicht durch Symbole, die jeder versteht,

sondern durch Zeichen, die etwas meinen.

Marken, die sich trauen, auch mal „schwierig“ zu sagen,

wirken glaubwürdiger als die,

die sich in Dauer-Zustimmung sonnen.

Das Problem mit der Dauer-Zustimmung

Wir leben in einer Kultur der Bestätigung.

Likes, Follower, Reactions – überall Daumen,

die uns sagen, dass wir richtig liegen.

Nur: Wer ständig Zustimmung sucht,

verliert das Gefühl für Bedeutung.

Der Daumen ist zur Ersatzhandlung geworden.

Ein Mikro-Moment der Anerkennung,

der alles bestätigt und nichts verändert.

Er macht Kommunikation nicht wärmer, sondern flacher.

Ehrlich gesagt:

Ich trau keiner beruflichen Botschaft, die mit einem Daumen-Emoji endet.

Was Marken daraus lernen können

Marken sind nicht dafür da, Zustimmung zu sammeln,

sondern Bedeutung zu schaffen.

Das funktioniert nicht mit Phrasen, Symbolen oder Reflexen.

Marken, die verstanden werden wollen,

müssen mehr sagen als „läuft“.

Sie müssen zeigen, was sie bewegt, was sie zweifeln lässt,

wo sie hinwollen.

Echtheit ist kein Stilmittel.

Echtheit ist Mut.

Und Mut ist die neue Währung der Markenführung.

Wer Haltung zeigt,

braucht keine Geste, um sie zu beweisen.

Fazit

Der Daumen nach oben ist die bequemste Geste der Welt.

Und genau deshalb ist er so gefährlich.

Er gaukelt vor, dass alles gut ist –

und verhindert, dass etwas besser wird.

In der Markenkommunikation wirkt er wie ein falsches Lächeln:

sofort erkennbar, sofort vergessen.

Marken, die wirklich verstanden werden wollen,

sollten lieber den Finger senken – und den Mund öffnen.

Oder einfach ehrlich bleiben.

Denn manchmal ist das Klügste, was man tun kann,

keinen Daumen zu zeigen.

Dazu darf sich mal jeder Gedanken machen – bis Montag.

Freu mich auf euer Feedback (Däumchen wär 'n Träumchen).

Bis nächsten Freitag – Baba Bubble 🫧

#brandlyfriday ist Bubbles wöchentlicher Brandbrief zum Wochenende.

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Über Brandly Fire

brandly fire ist eine Beratungs- und Coaching-Agentur für Branding, Identität und Kommunikation.

Wir helfen Unternehmen, Teams und Hochschulen, Marken von innen heraus zu verstehen und klar zu führen – mit Fokus auf Strategie, Empathie und Wirkung.

📍 brandly fire – Annette Schneider & Christian Baptist

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